Den genauen Zusammenhang möchte ich gar nicht mitteilen. Das würde zulange dauern und kaum interessant sein.
Du denkst wohl du bist was besonderes
In meinen jüngeren Jahren, ich muss wohl um die 20 vlt. etwas älter gewesen sein.
Ein älterer Herr sagte mal in einer Unterhaltung zu mir, „Na du denkst wohl du bist was besonderes?“
Meine Antwort:
„Ja, denn wer das nicht tut ist Kanonenfutter“
Es ging in der Diskussion um das Thema Sinn und Unsinn der Wehrpflicht. Ich war im Betrieb meiner Eltern eingebunden und hatte keine Zeit, um ein bisschen Räuber und Gendarm zu spielen und mich im Dreck rum zu suhlen. Sicher hatte ich vorher den Einberufungsbefehl erhalten und wahrscheinlich schon den Zurückstellungsantrag rüber geschickt und wahrscheinlich war das der Grund für diesen Ausspruch. Natürlich meinte er damit, dass es kaum verständlich sein kann, dass einzelne sich „drücken“ während andere den Allerwertesten hinhalten müssen. Soweit wäre das auch verständlich, aber es offenbarte auch einen falsche Grundhaltung.
Es kann keinesfalls gerechtfertigt sein, jemanden dazu zu zwingen in eine Armee einzutreten und sein Leben zu riskieren, sich die Hemmungen zu töten abzutrainieren. Dieses Verhalten ist inhuman. Krieg ist mit der Gesellschaft oder Zivilisation nicht vereinbar.
Aus der Geschichte sollten wir lernen, dass wir hier größte Zurückhaltung üben sollten und ich rede nicht nur von der Geschichte unseres Landes.
Mein Gegenüber hatte den Krieg miterlebt. Man kann natürlich sagen, warum sollte es mir besser ergehen als ihm. Aber wenn man das miterlebt hat, sollte man auch recht genau wissen was Krieg bedeutet.
Quelle: Bundesarchiv
Das war wohl seltener die Realität.
Lange genug hat man uns diesen Unsinn eingeimpft, umso weniger Verständnis kann und konnte ich für Menschen empfinden, die diese Greul und das Elend hautnah miterleben mussten und noch heute solche dusseligen Äußerungen von sich geben.
Man hat sein Leben dafür zu riskieren, dass ein paar alte Männer nicht in der Lage sind ihre Konflikte auf friedlichem Wege zu lösen.
Diese Einstellung hatte ich auch schon Mitte der 1980er Jahre – natürlich hütete ich mich das zu äußern. Aber es ist nun mal nicht mein Konflikt, wenn sich damals Honecker und Kohl oder der Ami (Reagan) und der Russe (Breshnew) nicht ausstehen konnten, das geht mich einfach mal nichts an.
Dafür sterben Millionen von Menschen. Wer das für richtig hält, der hat einfach mal schlicht und ergreifend einen gewaltigen an der Klatsche. Da bleibt auch kein Raum für zurückhaltende Ausdrücke.
… und auch wenn wir aufgrund der Wende, ja irgendwie die Seiten gewechselt haben, empfinde ich nicht ansatzweise vermehrten Stolz auf dieses Land, der mich dazu veranlassen würde, nunmehr mein Leben opfern zu wollen.
Wer freiwillig zu einer Armee geht und sich über den Haufen schießen lassen will, zumindest durch eigene Entscheidung das Risiko einzugehen bereit ist -> bitte sehr!!
Wenn aber ein Zwang ausgeübt wird, das Recht und die Pflicht zur Verteidigung des Vaterlandes mit Leib und Leben zu haben und ausüben zu müssen, reden wir aus meiner Sicht von Stehengebliebenen. Eine solche Meinung kann man nicht nur nicht teilen, sie ist auch – wenn man Kinder hat – nur umso empörender.
Du denkst wohl du bist was besonderes
Ja, da bin ich gern etwas Besonderes und ich hoffe das es uns, vor allem aber unseren Kindern erspart bleibt, eine solche Kriegserfahrung, die unsere Großeltern miterleben mussten, überhaupt machen zu müssen.
Das waren auch die letzten Worte, die ich je mit dem älteren Herren gewechselt habe und ich verspürte auch nie das Bedürfnis eines weiteren Gesprächs.